Oleanna
Ein Machtspiel
von David Mamet
Deutsch von Bernd Samland
„Oleanna“, der Stücktitel des amerikanischen Erfolgsautors David Mamet („Wenn der Postmann zweimal klingelt“, „Die Unbestechlichen“) ist eigentlich ein Song, der eine Utopie beschreibt: ein Land, in dem es keine Unterdrückung mehr gibt, in dem sich die Menschen frei bewegen können.
Wie schwer es ist, dahin zu kommen, skizziert Mamet in seinem gleichnamigen Stück. Ein scheinbar beiläufiges Handauflegen, als Geste der Beruhigung des Professors John gegenüber seiner Studentin Carol gemeint, wird plötzlich zum Skandal. War es vielleicht doch ein sexueller Übergriff? War beim Professor doch mehr im Spiel als nur Sympathie? Und was will Carol? Warum startet sie diesen Rachefeldzug, der John seine Karriere kosten kann? War das ihre Idee oder die ihrer Gruppe von Aktivisten? Kann es eine für beide Seiten befriedigende Lösung geben oder ist das ausgeschlossen?
Mamet beschreibt, in welch ausweglose Situationen Menschen kommen können, wenn sie keine andere als ihre eigene Weltsicht mehr zulassen, deren Fähigkeit zur Kommunikation fast erloschen ist und wie dadurch auch der Umgang zwischen den Geschlechtern immer toxischer wird, weil alles nur noch als eine Frage der Macht zu sein scheint.
Mamet gelingt bei diesem hochaktuellen Thema ein spannender Krimi, vergleichbar mit Daniel Kehlmanns „Heiligabend“, dessen Ausgang bis zum Ende offen ist, mit zwei Protagonisten auf Augenhöhe, die sich gegenseitig nichts schenken.
Bei der Londoner Neu-Premiere überschlugen sich die Kritiker: „Selten ist Theater so fesselnd und zeitgemäß“ schrieb z.B. die Sunday Times über Mamets Stück.
Im St. Pauli Theater spielen der frühere Thalia- und spätere Burgtheater-Star Sven-Eric Bechtolf, der nach „Endspiel“ jetzt zum zweiten Mal bei uns auf der Bühne steht, und die junge Berliner Schauspielerin Johanna Asch die Studentin Carol.
Schauspieler und Kreativteam
Mit: Sven-Eric Bechtolf, Johanna Asch
Regie: Ulrich Waller I Bühne: Raimund Bauer I Kostüme: Ilse Welter
Premiere
9. März 2025
Dauer der Vorstellung
ca. 105 Minuten, keine Pause
Pressestimmen
Regisseur Waller gelingt in diesem spannenden Spiel um Macht, auf der nach vorne geneigten Rundbühne von Raimund Bauer, die Balance zu finden zwischen Geschlechter- und Generationendrama, mit einem äußerst glaubwürdigen Duo auf Augenhöhe, das beste Schauspielkunst bietet: Johanna Asch und Sven-Eric Bechtolf.
Hamburger Abendblatt
„Spannung liegt in der Luft.“
Welt am Sonntag
“Johanna Asch und Sven Eric Bechtolf liefern sich in diesem komplexen Stück ein intensives Wortgefecht.“
NDR-HH-Journal
„Ein eindrucksvolles Kammerspiel mit einem spielstarken Sven-Eric Bechtolf und einer überzeugenden Johanna Asch. Heute ist der Stoff aktueller denn je.“
Sat.1
„Dieses richtungsweisende Stück bleibt bei der Hamburger Wiederbegegnung ein Ereignis, und „Oleanna“, der Titel, einem Volkslied entlehnt, erzählt vielleicht sogar noch deutlicher als früher von der Sehnsucht nach dem friedlichen Zusammensein.“
Deutschlandfunk, Michael Laages
„Es gibt sie noch, diese Art Männer. In Ulrich Wallers Inszenierung tragen sie locker sitzende Cordanzüge, schwarze Hornbrillen und edle Lederschuhe und selbstsicher bewegt sich Sven-Eric Bechtolf als John, der Professor durch den Raum und trifft im Uni-Büro die Studentin Carol, mit enormer Präsenz von Johanna Asch gespielt. Hinterher gibt es zwei Versionen der Geschichte. Recht haben und Recht bekommen ist in „Oleanna” ein Battle.“
Nachtkritik
„Sie stehen einander in nichts nach – weder im Macht und Geschlechterkampf noch in ihrer schauspielerischen Leistung. Ex-Thalia Star Sven Eric Bechtolf brilliert als arroganter Akademiker und Studentin Carol – brillant gespielt von Johanna Asch. Mit dem Broadway-Klassiker inszeniert Ulrich Waller das Stück der Stunde. Starkes Schauspiel.”
Hamburger Morgenpost
„Regisseur Ulrich Waller inszeniert messerscharf ein packendes Kammerspiel. Sven-Eric Bechtolf gibt der Figur des Professors verständnisvolle Wärme und aasige Arroganz, Johanna Asch der Studentin große Kraft und Verletzlichkeit. Am Ende ist der Zuschauer durch einen Tunnel von körperlicher und verbaler Gewalt gegangen und verlässt betroffen das Theater.“
NDR-Kultur, Peter Helling
Das St. Pauli Theater auf der Reeperbahn hat nun an dieses, die Me-Too-Debatte und die Wokeness-Bewegung hellsichtig vorwegnehmende Drama erinnert, mit einer beeindruckenden Johanna Asch und Sven-Eric Bechtolf, dem widerspenstig wilden Nervenspieler. Ulrich Wallers Inszenierung lässt offen, ob mehr hinter dem Verhalten des Professors steckt, das Carol als sexuell übergriffig interpretiert. Sie verweilt beherrscht wie bewusst in der Schwebe. Daher bleibt es bei einem Schattenboxen mit Wirkungstreffern, beherzt abgefeuert von den beiden Protagonisten, die das Publikum mit Verve fragen: Wie konnte es so weit kommen?
FAZ, Irene Bazinger