Der Vater
von Florian Zeller
Stückinfo
Ein berührendes Stück über einen alten Mann, der an Alzheimer erkrankt ist.
André, Witwer, Vater von zwei Töchtern, merkt, dass sich etwas verändert – es verschwinden Sachen, er versteckt Gegenstände, er fühlt sich bedroht, verfolgt, er verliert die zeitliche und räumliche Orientierung: “Irgendetwas Seltsames passiert. Als hätte ich kleine Löcher. Im Gedächtnis. Kriegt keiner mit. Winzig klein. Mit bloßem Auge nicht zu sehen. Aber ich, ich spüre es …” Noch lebt er allein in seiner Pariser Wohnung, versucht vor Anne, seiner älteren Tochter, den Eindruck aufrechtzuerhalten, alles sei in Ordnung, wobei es ganz offensichtlich ist, dass er allein nicht mehr zurechtkommen kann. Also organisiert sie für ihn Pflegehilfen, mit denen sich aber dieser stolze und seine Würde behauptende alte Mann ständig zerstreitet. Und nun will sie mit ihrem neuen Lebenspartner nach London gehen. Was tun? Wie vorgehen?
Zeller beantwortet diese Fragen in “Der Vater” nun nicht in einer chronologisch linearen, sondern in einer kausalen Abfolge von (an Pinter’s “Betrogen” erinnernd) 15 raffiniert verschachtelten Szenen – ein Vexierspiel von Wahn und Wirklichkeit, in dem André, mal Maulheld, mal frech und gewitzt, staunend und bangend auf all das ihm nun Befremdliche blickt, seien es die Veränderungen in der Wohnung oder die bei seinen Mitmenschen: Anne, ihr Lebenspartner Pierre, Laura, die hübsche neue Pflegerin, die Krankenschwester und der Pfleger, die ihm wie Spukgestalten in einem Strudel von Verdacht und Verrat erscheinen. Denn Zeller erzählt seine Geschichte konsequent aus der Perspektive des Vaters, des ungläubig Betroffenen, als eine tragische Farce, in die sich der alte Mann immer mehr verheddert, bis er am Ende aufgibt und nach seiner Mutter ruft: “Mama, ich will weg von hier. Ich will, dass man mich hier wegholt. Ich will nach Hause.”
Ein theatralisches Spiegelkabinett, überraschend, schräg, beängstigend, aber auch komisch und schrill: ein alter Mann auf der Spurensuche nach sich selbst, gerät in eine Welt, in der seine Biografie und die Beziehungen, die sie mitgebracht hat, nicht mehr gelten, weil diese Welt, in der sie entstanden sind, im Untergehen, im Verlöschen ist.
Das Stück wurde 2014 mit dem wichtigsten französischen Theaterpreis, dem „Molière“ prämiert. Von der britischen Zeitung „The Guardian“ wurde es als „Bestes Theaterstück 2014“ ausgezeichnet.
Schauspieler und Kreativteam
Mit: Volker Lechtenbrink, Johanna Christine Gehlen, Stephan Schad, Victoria Fleer, Anne Weber, Patrick Heyn
Deutsch von Annette und Paul Bäcker
Regie: Ulrich Waller | Bühne: Raimund Bauer | Kostüme: Ilse Welter
Deutschsprachige Erstaufführung
30. März 2015
Pressestimmen
“In einer überwältigenden deutschsprachigen Erstaufführung spielt Volker Lechtenbrink am St. Pauli Theater in Hamburg den alten Mann André. Er spielt wie ein junger Gott.” Die Welt
“Ulrich Waller gelingt mit “Der Vater” eine bewegend genaue Inszenierung. Sie bekam am Ende Beifallsstürme.” Hamburger Abendblatt
“Volker Lechtenbrink: einer der besten Darsteller seiner Generation.” Die Zeit